Du bist ein Content Creator, der oder die Inhalte auf einer Plattform wie YouTube, Twitch oder Instagram teilt? Oder arbeitest du auf einer Plattform wie Mechanical Turk, Upwork oder Clickworke? Oder erledigst du vielleicht Aufgaben in der physischen Welt, wie Mystery Shopping, Promotion Checks oder andere Aufgaben, die du über eine App wie Streetspotr oder appJobber findest? Dann ist diese Seite genau das Richtige für Dich!

Wir haben eine Übersicht an Informationen für dich vorbereitet:

  • Welche Rechte habe ich als Content Creator / Plattformarbeiter*in und wie sieht die rechtliche Situation aus?
  • Organisationen, die dir helfen können, wenn du in einen Streit mit einem Plattformbetreiber oder einem Auftraggeber geraten bist.
  • Was eine "gute" Plattform ausmacht, worauf du achten und was du vermeiden solltest
  • Was FairTube unternimmt, um Fairness und Transparenz auf Arbeitsplattformen zu verbessern und wie du dich einbringen kannst
Welche Rechte habe ich als Content Creator / Plattformarbeiter*in und wie sieht die rechtliche Situation aus?

Beim Arbeiten auf Plattformen kommt es hin und wieder zu Problemen. Dein Konto wird gesperrt oder deaktiviert, eine Leistung wird nicht angenommen, eine Auszahlung verzögert sich, oder du bekommst unberechtigterweise eine schlechte Bewertung.

In solchen Situationen ist man schnell ratlos. Was soll ich tun und welche Rechte habe ich? Die Rechtslage ist stark abhängig von deinem Status (Anstellungsverhältnis bei der Plattform oder soloselbstständig), aus welchem Land du kommst oder in welcher Region du lebst und nicht zuletzt von den rechtlichen Bestimmungen der Plattform. Hier erhältst du allerdings Ratschläge, die für dich hilfreich sein können.

 

Ich bin auf einer Plattform tätig, die den Crowdsourcing Code of Conduct unterzeichnet hat 

 

Du kannst ganz einfach eine Beschwerde bei der Ombudsstelle des Crowdsourcing Code of Conduct einreichen, die bei der Beilegung des Konflikts hilft. Zunächst musst du aber die Plattform selbst kontaktiert haben.

 

Ich bin auf einer anderen Plattform tätig

 

Wenn du einen Konflikt mit einem/einer Kund*in hast, solltest du, wenn möglich, zunächst versuchen, den/die Kund*in zu kontaktieren, um den Streit zu klären. Versuch in der Kommunikation präzise, klar, objektiv, direkt und höflich zu sein. Beleidige oder bedrohe die Gegenpartei nicht. Dies wird nicht helfen. Füge zudem den Titel oder die Auftragsnummer deiner Nachricht hinzu. So kann die Gegenpartei leichter nachvollziehen, um was es sich handelt. Nachstehend findest du eine Vorlage für eine Nachricht, bei welcher es um die Nichtauszahlung einer Leistung geht. Du kannst sie nach deinem Belieben anpassen.

 

Sehr geehrte/r Kund*in oder Auftraggeber*in,

ich habe gesehen, dass mir die Zahlung für eine Aufgabe, die ich am 15. September 2021 für Sie erledigt habe, verweigert wurde. Ich bin der Meinung, dass ich diese Aufgabe in Übereinstimmung mit der Aufgabenbeschreibung erledigt habe und dementsprechend dafür bezahlt werden sollte. Wären Sie bereit zu prüfen, ob die Zahlungsverweigerung nicht irrtümlich erfolgte, und wenn ja, die Zahlung zu leisten? Sollte die Verweigerung tatsächlich absichtlich erfolgt sein, bitte ich um eine schriftliche Mitteilung mit einer Erklärung des Grundes. Ich bitte um eine Antwort auf diese Nachricht bis zum 1. Oktober 2021. Ich danke Ihnen sehr.

Mit freundlichen Grüßen

Vorname Nachname

Wenn die Gegenpartei nicht auf deine Nachricht antwortet, kannst du versuchen, nach ein oder zwei Wochen eine zweite Nachricht zu senden. Auch hier solltest du höflich bleiben, dich knapp formulieren und darauf hinweisen, dass du bereits eine Nachricht gesendet hast. Handelt es sich bei der Gegenpartei um einen/eine Kund*in, kannst du dich an die Plattform wenden, wenn du nach wie vor auf eine Antwort warten musst. Auch hier solltest du deine Nachricht so höflich und knapp wie möglich halten.

 

Wenn der/die Kund*in oder die Plattform nicht auf deine Nachricht antwortet oder sich weigert, das Problem in einer für dich zufriedenstellenden Weise zu lösen, kannst du diese nächsten Schritte in Betracht ziehen.

 

Wenn du den Verdacht hast, dass der/die Kund*in oder die Plattform gegen geltendes Recht verstößt, kannst du deine rechtlichen Möglichkeiten in Betracht ziehen.

 

Die rechtlichen Möglichkeiten sind bei Plattformen im Allgemeinen begrenzt, es sei denn, du bist bei der Plattform oder bei dem/der Kund*in angestellt, du bist der Meinung, dass du fälschlicherweise soloselbstständig der Arbeit nachgehst, oder du glaubst, dass die Plattform gegen rechtliche Bestimmungen verstoßen hat.

 

Wenn du dich in der Europäischen Union oder in Kalifornien befindest, solltest du jedoch beachten, dass 

 

  • Du unter Umständen einen Anspruch auf eine schriftliche Erklärung für die Zahlungsverweigerung oder Aussetzung hast, genauso im Hinblick auf die Deaktivierung des Kontos. Auch hast du unter Umständen das Recht, eine Entscheidung anzufechten.
  • Du hast das Recht eine Kopie all deiner „personenbezogenen Daten“ oder „persönlichen Informationen“ anzufordern, zu denen Bewertungen, Qualifikationen, Daten zur Arbeitshistorie und alle Gründe gehören können, die ein/eine Kund*in oder eine Plattform für die Verweigerung der Zahlung für abgeschlossene Arbeiten oder die Sperrung oder Deaktivierung deines Kontos anführt.
Weitere Informationen zu diesen Rechten findest du unter den folgenden Links:

 

Organisationen, die dir helfen können, wenn du in einen Streit mit einer Plattform oder einem/einer Auftraggeber*in gerätst

Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen unterstützen Urheber*innen, Arbeitnehmer*innen und soloselbstständige Plattformarbeiter*innen auf Plattformen und ergreifen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in mehreren Ländern. Wenn du in einem dieser Länder lebst und einen der genannten Status erfüllst, können dir die aufgelisteten Organisationen bei Streitigkeiten möglicherweise helfen.

 

  

 

Für Plattformarbeiter*innen empfehlen wir die Website Fair Crowd Work. Dort findest du eine Liste von Gewerkschaften auf der ganzen Welt, die für Crowd Worker*innen offen sind, Berichte über die Arbeitsbedingungen von Plattformen und vieles mehr!

Was eine "gute" Plattform ausmacht, worauf du achten und was du vermeiden solltest

Prüfe zuerst, ob die entsprechende Plattform den Crowdsourcing Code of Conduct unterzeichnet hat. Dann kannst du deine Beschwerde bei ihrer Ombudsstelle einreichen. Die Chancen stehen gut, dass die Ombudsstelle in der Lage sein wird, deine Beschwerde zu deiner Zufriedenheit zu lösen.

 

Hat die Plattform auf der du gerne arbeiten würdest den Crowdsourcing Code of Conduct nicht unterzeichnet, kannst du uns bei Fragen gerne schreiben. Gleiches kannst du tun, wenn du bereits in einem Konflikt mit der Plattform stehst. In diesem Fall können wir jedoch nur Verhaltensempfehlungen aussprechen. Natürlich lohnt es sich auch immer vorab bereits Erfahrungsberichte anderer einzuholen. Vielleicht kennst du selbst eine Person, die bereits auf der Plattform tätig war?

 

Auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken gibt es oft Gruppen, in welchen sich Personen über Erfahrungen und Aufgaben bei bestimmten Plattformen austauschen. Auch werden dort oft Ratschläge für erfolgreiche Plattformarbeit geteilt. Im WorkOnline-Subreddit zum Beispiel findest du viele Diskussionen über verschiedene Arbeitsmöglichkeiten auf Online-Plattformen sowie ihre Vor- und Nachteile.

 

Lese unbedingt, am besten vorab, die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Plattform. Manchmal sind diese sehr lang, kompliziert und schwer zu verstehen. Um das Lesen zu erleichtern, haben wir einige Fragen formuliert, welche du beim Lesen beantworten solltest:

  • Agierst du soloselbstständig oder angestellt auf der Plattform? 
    • Wenn dies aus den Bedingungen nicht klar hervorgeht, ist das ein Anzeichen dafür, dass du wahrscheinlich als selbstständige Person betrachtet wirst. Dies lässt sich auch vermuten, wenn die Plattform für ihre Platformarbeiter*innen bestimmte Bezeichnungen nutzt, die sonst auf keinen anderen Plattformen vorkommen. Das kann bspw. ein „Tasker“, „Rabbit“, „Bird“ oder „Bee“ sein.
  • Sind die Regeln darüber, wann und wie viel Geld du für deine Arbeit erhältst, klar und fair? 
  • Sind die Regeln nach welchen sich ein/eine Kund*in oder die Plattform weigern kann, dich für deine Arbeit zu bezahlen, nachdem du diese abgeschlossen hast, klar und fair?
  • Wird die Plattform in Streitfällen in die Diskussion und Aushandlung miteinbezogen, oder ist das "dein Problem"?
  • Kannst du die Plattform kontaktieren, wenn du Fragen oder Probleme hast
  • Informiert dich die Plattform darüber, für wen du eine Leistung erbringst, oder informiert sie dich über die Art der Leistung, die du erbringen musst, bevor du eine Aufgabe oder einen Auftrag annimmst?
  • Ist die Plattform bei der Bewertung deiner Arbeit oder deiner Person transparent, auch bei den Bedingungen, unter welchen diese erfogt?
  • Gewährt die Plattform das Recht, auf deine persönlichen Daten zuzugreifen oder sie einzusehen?
  • Informiert dich die Plattform über Änderungen ihrer allgemeinen Geschäftsbedingungen und räumt sie dir das Recht ein, diesen mit einer Frist zu widersprechen?
Was bedeutet "fair"?

 

Fair bedeutet, dass die Plattform folgende Bedingungen erfüllt:

  • Sie informiert dich über Änderungen, die dich betreffen.
  • Sie ist transparent (d. h. du verstehst, wie wichtige Entscheidungen, die dich betreffen, getroffen werden)
  • Negative Entscheidungen, die dich betreffen (schlechte Bewertungen, Nichtzahlung, Kontoschließung usw.) werden begründet und dir wird das Recht eingeräumt, gegen solche Entscheidungen Einspruch zu erheben
  • Dir werden angemessene Fristen eingeräumt, innerhalb derer du deine Rechte ausüben kannst

 

Was FairTube unternimmt, um Fairness und Transparenz auf Arbeitsplattformen zu verbessern und wie du dich einbringen kannst

Das FairTube Team arbeitet mit mehreren verschiedenen Gruppen zusammen, um Fairness und Transparenz auf Arbeitsplattformen zu verbessern:

  • Wir unterstützen und arbeiten mit einzelnen Content Creatorn und Plattformarbeiter*innen zusammen, um Probleme und Streitigkeiten mit Kund*innen und Plattformen zu lösen, einschließlich Demonetisierung, Zahlungsverweigerung und Kontoschließung.
  • Wir arbeiten mit Plattformkunden und -betreibern zusammen, um die Übernahme von "Best Practices" auf der Kunden-/Plattformseite zu entwickeln und zu unterstützen, damit sich die Plattformen im Laufe der Zeit verbessern und es weniger Probleme und Streitigkeiten gibt.
    • So beteiligen wir uns beispielsweise am Betrieb der Ombudsstelle des Crowdsourcing Code of Conduct, einer Streitschlichtungsstelle für Plattformarbeiter*innen und sonstige betroffene Parteien. Wir setzen uns auch dafür ein, dass ähnliche Mechanismen auf anderen Plattformen eingeführt werden.
  • Wir geben Journalist*innen und Wissenschaftler*innen viele Interviews, um die Vor- und Nachteile der Plattformarbeit zu vermitteln.
  • Wir beteiligen uns an politischen Diskussionen auf nationaler, europäischer und UN-Ebene über politische Möglichkeiten zur Verbesserung der Plattformarbeit.

 

Durch deine Mitgliedschaft bei FairTube e.V. unterstützt du unsere Mission und trägst dazu bei, unseren Standpunkt und unsere Position zu stärken.