Sind YouTuber Arbeitnehmer? Die Sichtweise der Juristen
19.08.2019
„Arbeitsrechtlerin sieht kaum Chancen für IG-Metall-Klage gegen Youtube“ - unter dieser Überschrift veröffentlichte das „Handelsblatt“ am 05.08.19 ein Interview mit Gerlind Wisskirchen, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Partnerin bei der Kanzlei CMS Hasche Sigle in Köln. Die Anwältin vertritt darin die Auffassung, YouTube-Creators dürften - im Gegensatz zu Uber-Fahrern - keine Arbeitnehmer sein. Ihr Argument: Die Aktivität bei Uber bestehe „nur aufgrund der Plattform, ohne die die Tätigkeit der Fahrer keinen Sinn ergeben würde - ein entscheidender Unterschied zu Youtube.“ Sie sagt dazu:
„Uber kontrolliert die wirtschaftlich wichtigen Aspekte der Verkehrsdienstleistung, die über die Plattform angeboten wird (...) Die Plattform gibt Bedingungen vor, die die Fahrer erfüllen müssen, um die Tätigkeit aufnehmen und ausüben zu können. Uber belohnt Fahrer, die eine große Anzahl von Fahrten ansammeln, und informiert sie darüber, wo und wann sie sich darauf verlassen können, dass es ein hohes Volumen an Fahrten oder vorteilhaften Tarifen gibt. Das ermöglicht Uber, sein Angebot an Nachfrageschwankungen anzupassen, ohne formale Zwänge gegenüber den Fahrern auszuüben. Schließlich kontrolliert Uber die Qualität der Arbeit der Fahrer, was sogar zum Ausschluss von der Plattform führen kann, und gibt den Preis für jede Fahrt vor und wickelt die Zahlung ab.“
Wir haben einfach einmal „Uber“ durch „YouTube“ ersetzt, „Fahrer“ durch „Creator“ und „Fahrt“ durch „Video“. Das Ergebnis ist verblüffend:
YouTube kontrolliert die wirtschaftlich wichtigen Aspekte der Dienstleistung, die über die Plattform angeboten wird (...) Die Plattform gibt Bedingungen vor, die die Creators erfüllen müssen, um die Tätigkeit aufnehmen und ausüben zu können. YouTube belohnt Creators, die eine große Anzahl von Videos ansammeln, und informiert sie darüber, wo und wann sie sich darauf verlassen können, dass es ein hohes Volumen an Videos oder vorteilhaften Tarifen gibt. Das ermöglicht YouTube, sein Angebot an Nachfrageschwankungen anzupassen, ohne formale Zwänge gegenüber den Creators auszuüben. Schließlich kontrolliert YouTube die Qualität der Arbeit der Creator, was sogar zum Ausschluss von der Plattform führen kann, und gibt den Preis für jedes Video vor und wickelt die Zahlung ab.
Das beschreibt das Geschäftsmodell von YouTube ziemlich genau.